oder einem anderen Abschlusszeugnis ein Studium bzw. eine Ausbildung aufnehmen wollen oder ins Berufsleben starten. Covid-19 hat uns wie im Brennglas vor Augen geführt, dass die Bildung in der digitalen Welt in einer ganz neu- en Dimension bedeutsam geworden ist. Krisen decken schonungslos auf, wo wir nachbessern müssen. Die digitale Ausstattung von Schulen ist noch nicht so weit gediehen, dass Schülerinnen und Schüler überall glei- chermaßen und zuverlässig von zu Hause auf Lernmittel zugreifen oder mit ihrer Schule via Computer kommuni- zieren können. Deutlicher ins Bewusstsein getreten ist aber die notwendige Versorgung von Schülerinnen und Schülern mit Endgeräten und einer funktionierenden Netzverbindung, um allen einen chancengerechten Zugang zur Bildung zu ermöglichen. Wir wissen, dass sich die Schere der Bildungsgerechtigkeit durch die Corona-Krise weiter geöffnet hat. In welchem Ausmaß, wird sich erst im Schuljahr 2020/2021 und vielleicht noch darüber hinaus zeigen. Not macht bekanntermaßen auch erfinderisch. Wir konnten beobachten, dass das Lernen zu Hause mit der Unterstützung digitaler Medien, angepasster Didak- tik, dem engagierten Einsatz von Lehrerkollegien und Schulleitungen, aber auch mit der Unterstützung der Eltern sehr oft gut gelungen ist. Die Kreativität ist beein- druckend, mit der die Schulen Ideen entwickelt und umgesetzt haben, um möglichst passgenaue Antworten für das Lernen zu Hause zu geben. Am 17. Mai 2019, einen Tag nach der Unterzeichnung der Verwaltungsvereinbarung durch Bund und Länder, trat der DigitalPakt Schule 2019 bis 2024 in Kraft. Fünf Milliarden Euro des Bundes und weitere mindestens 500 Millionen Euro der Länder werden in die digitale Infrastruktur der Schulen investiert. Zudem verstärken die Länder ihre Anstrengungen in den Bereichen der Fortbildung, der Anpassung der Bildungspläne und der Weiterentwicklung des Unterrichts. Neben der Verbesserung der digitalen Infrastruktur in den ein- zelnen Schulen werden mit dem Digitalpakt auch neue Möglichkeiten für die digitale Kooperation auf überre- gionaler und länderübergreifender Ebene geschaffen. Auf dieser ersten Vereinbarung bauen zwei weitere auf, die die Ausstattung von Schülerinnen und Schü- lern mit digitalen Endgeräten sowie die Wartung und Koordinierung von Schulnetzen verbessern sollen. Die Länder sind bereits vor Inkrafttreten des Digitalpakts auf unterschiedlichen Handlungsfeldern der Digitali- sierung von Schulen tätig gewesen. Sie setzen ihrerseits seit geraumer Zeit ihre eigenen Vorhaben um. Welche Dimension das hat, lässt sich allein daran ablesen, dass die Förderung des Bundes im Digitalpakt – so wichtig und bedeutsam sie auch sein mag – nur einen Teil dessen ausmacht, was die Länder in eigener Verantwortung bereits investiert haben und in den nächsten Jahren noch leisten wollen und leisten müssen. Schon vor der Corona-Krise wussten wir: Die Digi- talisierung erweitert die didaktischen Möglichkeiten für die Lehrkräfte und die Denk- und Lernwelten der Schülerinnen und Schüler. Seit der Corona-Krise wis- sen wir: Die didaktischen Chancen, die in digitalen Lehr- und Lernmethoden liegen, sind unverzichtbar. Entscheidend ist nicht, wie häufig oder wie lange die digitalen Technologien genutzt werden, sondern dass sie didaktisch klug eingesetzt werden. Nicht weniger wichtig ist mir, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer sicher und souverän mit digitalen Bildungsangeboten umgehen können. Unser Ziel ist, dass Lehrkräfte digitale Medien ganz selbstverständlich im Unterrichtsalltag einbinden und die Lernprozesse zu Hause genauso sou- verän gestalten können wie im Präsenzunterricht. Dabei darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Elemente des Digitalen die unverzichtbare personale Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler ersetzen können. Auch aus diesem Grund war und ist es uns wichtig, in einen verantwortbaren Regelbetrieb zurückzukehren. r e j a B r e t e P : o t o F Dr. Stefanie Hubig Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2020 Freie Bildung | Schule – Beruf – Gesellschaft 15